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Solidaritätskundgebung: Reden vom Jugendgemeinderat

Es herrscht Krieg.

Nicht einer, der weit entfernt ist, sondern einer, der mitten hier in Europa stattfindet.

Ich persönlich frage mich in letzter Zeit häufig:

Hat denn niemand etwas gelernt?

Waren die unzähligen Opfer der vergangenen Kriege nicht schon genug?

Haben die Krisen, die beispielsweise dem zweiten Weltkrieg gefolgt sind, nicht ausreichend abgeschreckt?

Es ist absolut unfassbar, dass selbst mit der Erfahrung, die wir haben, immer noch Kriege in Europa ausgetragen werden.

Die Vorstellung, dass nur etwa 2 Flugstunden von uns entfernt blutige Kämpfe ausgetragen, Häuser abgebrannt und Menschen kalt ermordet werden, ist schwer auszuhalten, aber momentan grausige Realität.

Meine Gedanken sind bei den vielen Menschen, die ihre Angehörigen, Heimat oder Hoffnung verloren haben, die auf der Flucht oder gestorben sind oder jeden Tag aufs neue mit unvergleichlichem Mut ihr Land verteidigen.

Meine Gedanken sind allerdings auch bei so manchen russischen Soldaten, denen versprochen wurde, sie würden an einem “humanitären Einsatz zur Rettung des großrussischen Reiches“ teilnehmen und nun einsehen mussten, warum sie wirklich in der Ukraine sind.

Wir können nur hoffen, dass es ein gutes Zeichen ist, dass das russische Volk nun erkennt, was wirklich hinter der Politik der Staatsmänner steckt.

Ich möchte uns allen, aber insbesondere den Männern und Frauen, die mit viel Mut, Courage und Kraft entweder ihr Land verteidigen, ihre Nächsten schützen oder auf der Straße demonstrieren, alles Gute wünschen.

Klara Neustadt
am 8.3.2022

 

Wie die meisten von euch war ich von den Ereignissen in der Ukraine ziemlich überrascht. Für uns, die sonst vielleicht eher daran denken, wie die letzte Matheklausur gelaufen ist, wo der nächste Sommerurlaub hingehen soll oder was man am Wochenende unternehmen könnte, kommt die Nachricht von einem Angriffskrieg in Europa irgendwie aus dem Nichts.

Und das im Jahr 2022. Ob die Sanktionen gegen Putin Wirkung zeigen werden, ob die ukrainische Bevölkerung sich auch gegen Putin durchsetzen kann, ob die Flüchtlinge, die ihre Heimat verlassen, eine neue Unterkunft finden und wie der Krieg in den nächsten Wochen und Monaten voranschreiten wird, weiß niemand so genau.

Und wenn man aktuell die Nachrichten sieht und über den Krieg nachdenkt, kann man sich schnell ohnmächtig fühlen. Als könne man in der ganzen Sache nichts bewirken. Und gerade, wenn man mit Politik sonst nicht so viel zu tun hat, liegt der Gedanke nahe, dass dieser Krieg ja eigentlich gar nichts direkt mit uns hier in Deutschland zu tun hat, außer vielleicht aus wirtschaftlicher Sicht.

Doch der Krieg, der aktuell in der Ukraine ausgetragen wird, ist kein Krieg gegen die Ukraine allein. Es ist ein Krieg gegen das demokratische System. Ein Angriff gegen Meinungs- und Pressefreiheit und gegen die Menschenrechte. Es ist ein Krieg gegen Europa und gegen europäische Werte. Deshalb sind wir alle von den schlimmen Ereignissen in der Ukraine betroffen.

Diese Rechte und Freiheiten, für die die Menschen in der Ukraine gerade unter Einsatz ihres Lebens kämpfen, sind nichts Selbstverständliches. Man muss für sie kämpfen, auf die Straße gehen und sich für sie einsetzen und zwar jeden Tag.

Für das was wir hier heute sagen, werden in Russland jeden Tag Menschen verhaftet und weggesperrt. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir, wie heute oder vergangene Woche in Heidelberg, unsere politischen Rechte nutzen und uns wann immer es geht für diejenigen stark machen, die diese Rechte nicht besitzen.

Zum Abschluss habe ich ein Zitat von Thomas Mann, welches ich einige Tage vor dem russischen Angriff gelesen habe und das, wie ich finde, sehr gut zum heutigen Thema passt:

„Wahrheit, Freiheit und Recht sind keine Mittelstandsideen, keine historischen Sterblichkeiten, die abwelken und durch solche jugendfrischen Kreationen wie Lüge, Sklaverei und Gewalt ersetzt werden könnten. Es sind menschliche Tatsachen härtesten Stoffes, gegen die noch kein Panzer und keine Fliegerbombe erfunden ist.“

Qiyuan Tong
am 8.3.2022